Demenz bei Hunden - Krankheit des Vergessens

Allgemein

Dass Menschen im Alter zunehmend vergesslicher werden ist hinlänglich bekannt. Auch, dass sogenannte Therapiehunde an Demenz erkrankte Menschen in ihrem Alltag unterstützen. Aber Demenz bei Hunden? Für die meisten ist das ein gänzlich unbekanntes Phänomen.

Demenz bei Hunden ist eine unheilbare Erkrankung und keine normale Alterserscheinung, sie beruht auf dem langsamen Absterben von Nervenzellen. Vor allem jenen, die für Orientierung, Lernen, Gedächtnis und Bewusstsein zuständig sind.

Am empfindlichsten sind die Zellen, die für Lernen, Gedächtnis und Bewusstsein zuständig sind. Sie liegen in der äußeren Schicht des Gehirns, der Neuhirnrinde, allerdings gut eingebettet in Einfaltungen an den Schläfen. Normalerweise werden Mensch und Tier alt, ohne dass diese Zellen absterben. Aus bisher unbekannten Gründen erkrankt aber ein Teil von Mensch und Hund an diesem Neuronensterben.

Demenz tritt bei Menschen, Hunden und anderen Haustieren wie beispielsweise Katzen auf. Bei unseren liebsten Mitbewohnern wird sie auch als Kognitives Dysfunktionssyndrom (CDS) oder schlichtweg als Hunde-Alzheimer bezeichnet.

In jedem Fall verschlechtern sich deshalb die kognitiven Fähigkeiten betroffener Hunde dauerhaft.

Was passiert denn da eigentlich?


Im Gehirn kann es zur Schädigung von Proteinen und Fetten kommen, die das Absterben von Nervenzellen zur Folge haben. Leider ist im Alter die körpereigene Fähigkeit reduziert, diese Schäden zu korrigieren. Erste Symptome der Altersdemenz können bei großen Hunden aber bereits schon im Alter ab ca. sieben Jahren und bei kleinen Hunden ab ca. zehn Jahren auftreten.

Die Frage stellt sich natürlich: Wie hoch ist die Lebenserwartung eines demenzkranken Hundes? Leider kann sie nicht pauschal beantwortet werden. Es kommt natürlich auch darauf an, in welchem Stadium der Krankheit sich der Hund befindet. Zudem ist der Verlauf bei den Hunden natürlich auch immer sehr unterschiedlich - genau wie bei den Zweibeinern mit der gleichen Erkrankung eben auch.

Natürlich besteht die Möglichkeit, dass Dein Hund noch Jahre nach der Diagnose an Deiner Seite ist, bis ihn die Erkrankung einholt. Statistisch gesehen erkrankt tatsächlich jeder vierte Hund an Demenz. Aber du kannst bereits im Vorfeld einiges für Deinen Liebling tun –und selbstverständlich auch während der Krankheit, damit er sich nicht ganz so verloren vorkommt.

Der Psychologe Stanley Coren von der University of British Columbia in Vancouver erforschte, über welche geistigen Fähigkeiten Hunde verfügen. Das sind Denken, Erkennen, Lernen, Vergleichen, Urteilen und das Vorstellungsvermögen, die Fähigkeit Schlussfolgerungen zu ziehen und auch das Gedächtnis gehören dazu. Hunde verfügen sowohl über ein begrenztes abstraktes Denken, wie auch über ein räumliches Vorstellungsvermögen. Hinzu kommt die Informationsverarbeitung von Vorwissen. Nun ist es jedoch so, dass die Abgrenzung zwischen natürlichem Älterwerden eines Hundes und einer Demenzerkrankung für viele Hundehalter manchmal nicht eindeutig zu erkennen ist. Das liegt unter anderem daran, dass sich Hunde im Verhalten vom Menschen unterscheiden. Dazu gehört natürlich auch die Sprache. Ein dement werdender Mensch zeigt auch über seine Sprache eindeutige Merkmale. Ist er sich der Erkrankung erst einmal bewusst, kommuniziert er sie. Der Hund ist dazu aus bekannten Gründen nicht in der Lage.

Die ersten Anzeichen von Demenz bei Hunden


Beim Hunde-Alzheimer, der kognitiven Dysfunktion – kurz CDS - handelt es sich um eine Erkrankung des Gehirns. Tatsächlich sind mehr als 20 Prozent der Hunde, die älter als neun Jahre und 68 Prozent der Hunde im Alter von mehr als 15 Jahren davon betroffen. Es ist alles andere als einfach, Demenz bei Hundenzu erkennen. Sie kommt quasi schleichend – die Symptome sind ganz unterschiedlicher Natur.

Dies sind die 12 häufigsten Anzeichen bei Demenz bei Hunden:

  • Desorientiertes „Herumwandern“ (meist nachts)
  • An der falschen Stelle oder falschen Türseite warten
  • Sich durch zu kleine Öffnungen zwingen wollen
  • Unbeteiligt ins Leere starren, Apathie
  • Den Besitzer & Freunde nicht mehr erkennen
  • Reduziertes Interesse an Spielzeug und Zuwendung
  • Stimmungsschwankungen, erhöhte Reizbarkeit, Aggressivität
  • Reagiert nicht mehr auf Ansprache, Verwirrtheit
  • Wechsel des „Tag-Nacht-Rhythmus“, vermehrtes Schlafbedürfnis, vor allem tagsüber, nächtliches Aufwachen, Unruhe, Bellen
  • Unsauberkeit, Verlernen der Stubenreinheit, reduziertes Anzeigen von „Gassi-Gehen“-müssen, Verdacht auf Inkontinenz
  • Ständiges „Auf und ab laufen“, „Rein und raus wollen“ oder "im Kreis drehen"
  • Orientierungslosigkeit, wenig zielgerichtete Aktivitäten und geringes Interesse an der Umgebung

Diagnose Demenz - ein langer Weg


Eine eindeutige bzw. schnelle Diagnose zu stellen ist leider nicht möglich. Es gibt keinen Bluttest oder ähnliches, der den Hundehaltern Gewissheit verschaffen würde. Eine gründliche Anamnese ist dazu zwingend notwendig. Die Leidensgeschichte des Hunde-Patienten muss also minutiös aufgelistet werden. Gemachte Beobachtungen des Hundehalters sind von überaus großer Bedeutung.

Grundsätzlich ist es aber auch überaus wichtig, dass der Tierarzt auch im Rahmen der Altersvorsorge den Hund regelmäßig auf Herz und Nieren überprüft. Schlichtweg um körperliche Gebrechen aller Art auszuschließen.

Es sollte vor allem geprüft werden, ob der Hund möglicherweise deshalb orientierungslos ist, weil seine Seh- oder Hörkraft langsam nachlassen? Oder ist die ungewohnte Müdigkeit eventuell Folge einer Herzerkrankung? Liegen möglicherweise andere Beeinträchtigungen vor? Mit dem Ausschließen von Krankheiten kommt der Tierarzt der Demenz Schritt für Schritt auf die Spur.

Therapie? Demenz ist nicht heilbar

Leider ist eine Demenz noch nicht heilbar – Therapiemöglichkeiten sind beschränkt. Spezielle Medikamente können die Symptome abschwächen – bei rechtzeitiger Diagnose kann der Krankheitsverlauf sich sogar verzögern. Die liebevolle Betreuung eines demenzkranken Hundes ist selbstverständlich für jeden Tierhalter – ist er doch die wichtigste Bezugsperson für den liebsten Vierbeiner. Um den Hund vor übermäßigem Stress zu schützen, sollte er unbedingt in seinem vertrauten Umfeld vor übermäßigem Stress geschützt werden. Kurze, aber häufigere Spaziergänge werden vom Hund als überaus angenehm empfunden. Wie so häufig gilt auch hier:

Die richtige Mischung macht’s. Erkrankte Hunde brauchen eine feste Tagesroutine, um die Orientierungslosigkeit nicht noch zu verstärken. Im häuslichen Umfeld sollte man daher aber auch auf Veränderungen weitgehend verzichten. Eine intensive, aber nicht überfordernde Beschäftigung mit dem Hund ist hilfreich. Auf Futterspiele reagieren erkrankte Hunde nach wie vor am besten.

Wie kann ich meinem dementen Hund helfen?


Sowohl Wissenschaftler als auch Tierärzte gehen aktuell davon aus, dass die Nervenerkrankung von verschiedenen Faktoren abhängt. Infolgedessen gibt es verschiedene Ansätze zur Therapie von Alzheimer bei Hunden.

Wie so häufig gilt auch hier: Je früher mit den Therapiemaßnahmen begonnen wird, desto langsamer schreitet die Erkrankung fort. Folgendes steht im Fokus:

Diätetische Maßnahmen


Bestimmte Stoffe können das Nervensystem nachweislich unterstützen. Antioxidantien können beispielsweise sogenannte Freie Radikale (aggressive und sauerstoffhaltige Verbindungen) im Gehirn fangen. Diese Radikalfänger kommen besonders im Vitamin C und E, als auch im Provitamin A vor.

Spezialfuttermittel für alte Hunde sind daher durchaus empfehlenswert, da sie auf die Verbesserung kognitiver Fähigkeiten abgestimmt sind. Diese können aber auch als Ergänzungsfuttermittel verfüttert werden. In diesem Fall solltest Du Dich zur Berechnung der individuellen Dosis von Deinem Tierarzt beraten lassen.

Mentale Stimulation


Sorgt für geistige Auslastung Eures Vierbeiners! Mental ausgelastete Hunde haben ein kleineres Risiko an Demenz zu erkranken. Indem Ihr Eurer Fellnase immer neue Aufgaben zur Denkanregung stellt, können Ihr außerdem dabei helfen, die unheilbare Erkrankung zu verlangsamen.

Achtet zum Beispiel darauf, Gassirunden zu verändern und Spielzeuge für die Intelligenz Eures Hundes anzubieten. Auch das Üben neuer Kommandos kann die kognitiven Fähigkeiten steigern.

Medikamente


Das Kognitive Dysfunktionssyndrom (CDS) kann mittels Selegilin und Propentofyllin in Form von Tabletten behandelt werden. Letzteres hat durchblutungsfördernde Eigenschaften und stärkt die Herzfunktion.

Ob es sich um eine erblich bedingte Erkrankung handelt und die Hunderasse eine Rolle spielt, konnte man bisher nicht bestätigen. Bei Menschen hingegen ist das Auftreten von Demenz aufgrund einer Vererbung nachgewiesen.

Zurzeit arbeiten Forscher an einer Immuntherapie, bei der in Zukunft vielleicht eine Impfung gegen die Ablagerungen im Gehirn verfügbar werden könnte. Hoffen wir, dass sie schon bald die ersten Erfolge verkünden können. Habt Ihr Fragen in Bezug auf Demenz bei Hunden – oder können wir Euch anderweitig helfen? Kontaktiert uns gern!

Mehr Beiträge zu diesem Thema: Allgemein