Von dicken, bunten und schlafenden Hunden

Allgemein

Der Hund gehört mit zu den beliebtesten Haustieren. Rührt es daher, dass viele Sprichwörter oder Redensarten tierischen Ursprungs sind? Wie kommt es zu den vielen Redensarten wie „hundeelend“, „hundemüde“, „blöder Hund“ oder auch „Hundewetter“? Was hat es damit auf sich? Warum ist ein Großteil unserer „Hunde“-Sprichwörter oft so negativ besetzt? Zumal der Hund als Haustier ja sehr beliebt ist. Warum wird er als weniger wert, gar kärglich beschrieben? „Hündisch“ ist gar die Beschreibung eines unterwürfigen Menschen.

Positive Eigenschaften des Hundes wie die sprichwörtliche Treue werden hingegen nur selten thematisiert. Der „treue Hundeblick“ ist einer der wenigen positiven Ausdrücke. Woher kommt das nur?

Redewendungen begleiten unseren Alltag tatsächlich in größerem Maße als wir annehmen. Sprichwörter enthalten einen allgemeingültigen Inhalt, transportieren eine Lebensregel oder Weisheit und sind in ihrer Formulierung festgelegt

Tatsächlich wird der Vierbeiner seit jeher ambivalent betrachtet. Sowohl im europäischen Kulturkreis als auch weltweit. In Mexiko gab es gar spezielle Hundegötter. So auch in Ägypten.

Andererseits wurden Hunde auch als Überbringer von Unheil und Krankheiten gefürchtet (z.B. der Tollwut) und regelrecht verteufelt. Vielfach bestand auch eine Verbindung des Hundes mit den dunklen Mächten und der Unterwelt. Zum Beispiel ist Zerberus aus der griechischen Mythologie „Wächter am Tor zur Unterwelt“.

In vielen Kulturen gab es deutliche Unterschiede zwischen der Behandlung nützlicher Hunde wie z.B. dem Jagdhund oder dem Wildhund - und der herrenlosen Hunde bzw. der Hunde der ärmeren Bevölkerung – auch im europäischen Raum. So stehen negative Ausdrücke wie „falscher oder feiger Hund“ in engem Zusammenhang mit den Rechtsgebräuchen vergangener Zeiten.

Regeln und Moralvorstellungen


Sprichwörtliche Redensarten transportieren oft eine (vermeintlich) allgemeingültige Regel - häufig auch moralische Vorstellungen. „Beiß nicht die Hand, die Dich füttert“, ist ein solcher Ratschlag. Viele Redensarten stehen in engem Zusammenhang mit der Jagdausübung früherer Zeiten. Die Jagd war ein Privileg und durfte nur von bestimmten Personengruppen ausgeübt werden. Die Sorge für die Jagdhunde - auch die der Adeligen - überließ man jedoch oft der einfachen Bevölkerung. Jagdhunde bekamen häufig das letzte flüchtende Wildtier einer Gruppe zu fassen, woraus sich die Redewendung „Den Letzten beißen die Hunde“ ableitet.

Vielleich hast Du Dich auch schon häufiger gefragt, ob der Spruch „Hunde, die bellen, beißen nicht“ wirklich zutreffend ist? Vermutlich ist da etwas Wahres dran. Wenn Hunde ausgesprochen deutlich ihre Zähne zeigen und sich lautstark gebärden - möchten sie in Wirklichkeit andere nur auf Distanz halten. Oberstes Ziel ist es, einem Kampf aus dem Weg zu gehen. Auf den menschlichen Bereich übertragen bedeutet der Kern dieses Sprichwortes: Jemand, der laut herumschreit, muss nicht zwangsläufig handgreiflich werden. Sicher ist das aber in beiden Fällen nicht immer. Hündische Verhaltensweisen dienen in vielen Redensarten also dazu, den Menschen eine Art Leitfaden für den Umgang mit anderen Menschen an die Hand zu geben.

Manch Redewendung ist schwer zu ergründen


Während Feststellungen wie „Damit lockt man keinen Hund hinterm Ofen hervor“ oder „Den Schwanz einziehen“ auch heute noch verständlich sind, erschließt sich bei etlichen anderen der Sinn nicht gleich. Manche führen uns sogar auf eine falsche Fährte: „Sind Sie jetzt auch schon auf den Hund gekommen?“ haben die meisten Neuhundebesitzer wohl schon einmal gehört. Mit diesem Ausspruch war aber eigentlich gar nicht die Neuanschaffung eines Hundes gemeint. Vielmehr die Feststellung, dass der Angesprochene oder Beschriebene herunter-, nämlich in ärmliche Verhältnisse gekommen war. Für die Herkunft dieser Redewendung gibt es unterschiedliche Interpretationsansätze: Geläufig ist beispielsweise folgender: Auf den Boden von Geldkassetten war in früheren Zeiten ein angsteinflößender Hund aufgemalt. Dies dient in erster Linie zur Abschreckung von Dieben. Aber auch als Mahnung an den Besitzer der Wertsachen selbst. Sieht er den Hund auf dem Boden, erkennt er gleich, dass er deutlich über seine Verhältnisse gelebt hat. Impliziert wäre damit zugleich ein Appell an die eigene Sparsamkeit. Eine andere Erklärung: Wirklich arme Menschen konnten sich als Zug- und Lasttier nur einen Hund leisten. Der Hund wurde zum Symbol der Verarmung. Besonders, wenn der Mensch zuvor noch ein Pferd oder einen Esel hatte - also wirtschaftlich abgestiegen war. Diesen Abstieg beschreibt auch das Sprichwort „Vor die Hunde gehen.“ Doch mit Hunden hatte diese Feststellung tatsächlich gar nichts zu tun. Etwa seit dem 16. Jahrhundert war im Bergbau ein offener, kastenförmiger auf Schienen zu bewegender Förderwagen im Gebrauch, der Hunt/d genannt wurde. Ein schlechter Arbeiter musste zur Strafe diesen Wagen ziehen und ging dementsprechend „vor dem Hunt“. Über die Herkunft des Begriffs selbst streiten sich die Gelehrten. Eine Erklärung: Der Wagen machte auf den Schienen ein quietschendes Geräusch, ähnlich dem Bellen eines Hundes.

Eine weitere Redewendung gibt wahrlich Rätsel auf „Da ist der Hund begraben“. So beschreibt man heutzutage landläufig eine öde Lage, einen Ort, der von jeglicher Zivilisation abgeschieden ist. Gemeint ist also nicht das Grab des Vierbeiners. Experten sind sich aber in Bezug auf die Bedeutung einig: Dies ist der Kern der Sache, die Ursache, der entscheidende Punkt.

Historische Erklärung: Das Wort "Hund" hat nichts mit dem Haustier zu tun, sondern im Mittelhochdeutschen bedeutete das Wort Beute, Raub, Schatz. Es gibt verschiedene Interpretationen dieser Redewendung: So wurden nach dem Volksglauben des 17. Jahrhunderts verborgene Schätze von einem schwarzen Hund bewacht.

Der begossene Pudel


Besonders häufig taucht der Pudel in sprichwörtlichen Redensarten auf. Er selbst kam zu seinem Namen, weil er sich gerne im Wasser aufhält und daher auch tatsächlich für die Wasserarbeit gezüchtet wurde. Der Pudel ist also etymologisch mit der Pfütze und dem Pfuhl (einem kleinen Teich) verwandt. Ein „begossener Pudel“ sieht aufgrund seines in trockenem Zustand lockigen Fells auch meist recht bemitleidenswert aus. Ein Mensch schaut dementsprechend kleinlaut und beschämt aus. Das genaue Gegenteil empfindet, wer sich „pudelwohl“ fühlt. Freut sich ein Pudel so richtig, ist das ja auch lustig anzuschauen. In der Literatur hat der Pudel eine Sonderstellung inne und taucht z.B. in Schillers „Räubern“ oder in Goethes „Faust“ („Des Pudels Kern!“) auf.

Kegler kennen den Pudel in einem völlig anderen Zusammenhang: Es ist ein Fehlwurf. Das Verb „pudeln“ ist erstmals im 18. Jh. überliefert und meint „einen Fehler machen“.

Auch das Sprichwort: „Schlafende Hunde soll man nicht wecken“ ist allseits bekannt. Es geht darauf zurück, dass man Probleme, die schon geklärt wurden, nicht erneut aufgreifen soll. Man also Dinge, die sich bereits erledigt haben, ruhen lassen und nicht mehr daran rühren soll. Ganz einfach gesagt: Lass es gut sein!

Kurioses
Wenn man eine Aufgabe „vergeigt“, also nicht zufriedenstellend erledigt, so hat man sie „verhunzt“. Aber was hat der Hund damit zu tun? Das Verb wurde erst in neuhochdeutscher Zeit abgeleitet und müsste eigentlich „verhundsen“ heißen. Damit wären wir wieder bei den negativen Attributen angelangt. Viele haben sich dem Hund hinzugesellt: „Bunte“, auffallende Hunde begegnen uns des Öfteren, die auch meist bekannt wie solche sind. Mit Ruhm haben sich diese Menschen allerdings meist nicht bekleckert – somit schwingt hierbei eine kritische Bewertung mit.

Mit dem Ausruf „Das ist ja ein dicker Hund“ möchte man sein Erstaunen über etwas ganz Ungeheuerliches zum Ausdruck bringen. Teilweise bezeichnet man damit auch einen groben orthographischen oder grammatikalischen Fehler. Über die genaue Wortherkunft wird viel spekuliert. Eine eindeutige Erklärung findet sich jedoch bisher nicht. Seien wir Hundehalter also froh darüber, dass unsere Hunde bei uns ein wahrlich gutes „Hundeleben“ führen – ob als Schoß- oder Sofa-, als Arbeits- oder Begleithunde. Ärgern wir uns nicht darüber, wenn sie uns wieder einmal mit ihrem „Dackelblick“ um den Finger wickeln. Sondern finden unseren Vierbeiner einfach nur niedlich.

Es gibt auch zahlreiche Sprichwörter oder Songtexte, bei denen zum Beispiel die verschiedensten Dinge vom Himmel regnen. Das Sprichwort „Es regnet Hunde und Katzen“ ist uns allen gut bekannt. Aber unsere populärsten Haustiere regnen ja nicht wirklich vom Himmel. Oder doch?

Regnet es heftig und ohne Unterlass hört man im englischsprachigen Raum häufiges Geschimpfe: „It’s raining cats and dogs!“ Was hat es mit diesem merkwürdig anmutenden Sprichwort eigentlich auf sich? Tatsächlich gibt es verschiedene Theorien, woher dieser Ausspruch kommt.

Möglicherweise finden wir im Lateinischen die Erklärung. „Catadupa“ lautete einst das Wort für die Wasserfälle des Nils, was recht gut zu starken Regenfällen passt. In diesem Wort steckt eben auch „cat“ drin, das englische Wort für Katze. Fehlt noch der Hund, weshalb andere einen griechischen Ursprung vermuten: „kata doxa“ heißt so viel wie „wider Erwarten“ und tönt wirklich fast wie „cats and dogs“.

Andere vermuten den Ursprung eher in der nordischen Mythologie. Hunde und Wölfe galten dort als Diener des Sturmgottes Odin, Katzen als Vertraute von Hexen – und die können ja bekanntermaßen fliegen. Sind die Katzen vielleicht auf dem Hexenbesen mitgeritten - und plötzlich vom Himmel gefallen? Vermutlich stammt die Redewendung eher aus dem 17. oder 18. Jahrhundert. Englische Städte waren zu dieser Zeit von unzureichender Müll- und Abwasserentsorgung und damit starker Verschmutzung der Straßen geplagt. Bei starkem Regen könnte dies dazu geführt haben, dass in den mangelhaften Entwässerungsanlagen ab und zu tote Tiere durch die Gassen geschwemmt wurden. Die Deutschen haben hingegen weniger Probleme mit vom Himmel fallenden Hunden und Katzen. Sie werden eher von Wassereimern bedroht, die über ihnen ausgeschüttet werden. In Deutschland sagt man aber auch: „Es regnet Bindfäden“. Das ist natürlich gleich sehr viel weniger bedrohlich, als wenn man befürchten muss, dass einem diverse Tiere aufs Haupt fallen. In diesem Fall wäre dieses Ereignis aber auch für die Hunde schmerzhaft. Und Hundehalter erkennen sogleich, dass eine passende Hundeversicherung Gold wert ist.

Andere Länder, andere Sitten

Wie auch immer - Europa zeichnet sich durch seine länderspezifischen Auslegungen dieser Redewendung aus. So sprechen die Franzosen von herabregnenden Strippen, die Italiener von kleinen Becken.

Hier noch ein paar „hündische“ (bedeutet eigentlich „unterwürfig“) Redewendungen und ihre Bedeutung -

Man steht da wie ein geprügelter Hund/ein begossener Pudel.
Bedeutung: Die Person schämt sich bzw. ist sehr kleinlaut.
Er hat Schulden, wie ein Hund Flöhe.
Bedeutung: Er hat unübersehbar viele Schulden.
Das ist ja ein dicker Hund!
Bedeutung: Das ist ein starkes Stück! Das ist ein Skandal! Das ist eine Frechheit! Das ist eine Unverschämtheit. 
Von dem nimmt kein Hund ein Stück Brot.
Bedeutung: Diese Person wird von allen gemieden und verachtet.

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